Der Nachfolger zu “Dream Wife” bedient sich dabei direkt in den ersten paar Sekunden einer klugen Finte: Das quietschende Gitarren-Feedback und die krachende Energie, die “Sports!” andeutet, greift die Band
im weiteren Verlauf des Albums kaum noch auf. Vielmehr steht radiofreundlicher Indiepop mit 00er-Jahre-Kante statt Riot-Grrrl-Attitüde
auf dem Plan – zumindest musikalisch. Denn obwohl vermeintliche Mainstream-Themen wie gescheiterte Beziehungen, körperliche Anziehung und die Probleme des konstanten Tourens angesprochen werden, geht es nicht um das “Was”, sondern das “Wie”. Und das ist ausschließlich inklusiv, selbstermächtigend und oft genug auch queer. Manchmal kommt auch alles zusammen wie im Titelsong, in dem Sängerin Rakel Mjöll zu treibendem Garagepop wildes Knutschen von ihrer nichtbinären Gesprächspartnerin einfordert. “Temporary” hingegen setzt Vampire-Weekend-Gitarrengeflimmer gegen eine Drum-Machine, während die poppige Faust-hoch-Hymne “RH RN”, abgesehen vom Inhalt, auch von Bastille hätte sein können. Passenderweise schließt “So When You Gonna…” mit dem elegischen Pro-Choice-Klavierstück “After The Rain” ab. Darin singt Mjöll Zeilen wie “It’s my choice, my life/ It’s my womb I sacrifice”. So zeigen Dream Wife deutlich, dass Empowerment sowohl leise als auch laut funktionieren kann. Hauptsache, man bezieht Stellung.
weitere Platten
Social Lubrication
VÖ: 09.06.2023
IRL (Live In London 2020)
VÖ: 20.11.2020
Dream Wife
VÖ: 26.01.2018
Fire (EP)
VÖ: 29.09.2017
Dream Wife (EP)
VÖ: 22.07.2016