Dreamwell
In My Saddest Dreams, I Am Beside You
Dabei geben sich Dreamwell in den ersten beiden Songs ihres zweiten Albums fast handzahm. Artig werden Post-Rock-Gitarren an entrückten Klargesang getackert, durchbrochen von Blastbeats und Blackgaze-Gekreische, mit Pathos vorgetragen von Frontperson KZ Staska.
So weit, so bekömmlich für Genrekenner:innen. Spätestens mit dem dritten Song Lord “Have MRSA On My Soul” dominiert aber verzweifelter Mathcore der Marke Botch oder der frühen Every Time I Die, während Staska ihr bitterböses Mantra “Your god will judge you unclean” durch zusammengebissene Zähne schickt. Ähnlich chaotisch wirken auch manche Songstrukturen, weil Dreamwell mehrere Haken gleichzeitig schlagen. “It Will Hurt, And You Won’t Get To Be Surprised” macht in ruhigeren Momenten auf angepisste La Dispute, dann auf 00er-Jahre-Emocore à la Underoath oder Silverstein, dann fräst es einem zwei Minuten lang mit maximaler instrumentaler Dissonanz die Ohren ab.
Dass das folgende “Reverberations Of A Sickly Wound” ruhigerer Post-Rock ist, ist nur ein halbherziges Friedensangebot. Sich in die leicht verschobenen Klangflächen fallen zu lassen, ist nie auf Dauer möglich, denn “In My Saddest Dreams, I Am Beside You” ist kein Wohlfühlalbum. Dafür aber ein verdammt gutes Beispiel, dass komplexer, hochemotionaler Jahrtausendwende-Screamo nach wie vor seine Daseinsberechtigung hat.
Das steckt drin: Botch, The Chariot, Pianos Become The Teeth