Dredg
The Pariah, The Parrot, The Delusion
Text: Dennis Plauk
Und das bei einem Refrain, der streng genommen wie ein Seitenhieb auf die mangelnde journalistische Substanz wahrgenommen werden könnte, die ja so mancher Sendeanstalt in diesen Tagen vorgeworfen wird: “Just a little bit, just a little bit, a little more information”, heißt es da. Und auch wenn Sänger Gavin Hayes diese ungewohnt rührseligen Zeilen ganz sicher an jemand anderes adressiert hat – bemerkenswert ist die Präsenz der Band Dredg im überregionalen Radio allemal: Jahrelang sah es so aus, als würde das kalifornische Quartett zeitlebens ein wohl erträgliches, kaum aber einträgliches Dasein auf den Frequenzen kleiner bis mittelgroßer College-Sender fristen. Dredg waren ein offenes Geheimnis. Offen, weil ihr Vertrag mit einem Majorlabel – der Universal-Tochter Interscope – zwar die “globale Verfügbarkeit” ihrer Platten garantierte. Geheimnis, weil sie trotzdem kaum jemand kaufte. Zu Hause in Amerika war dementsprechend Schluss mit einem Major-Deal nach dem letzten Album “Catch Without Arms” (2005) und seinem Nachschlag “Live At The Fillmore”. Dort sind Dredg inzwischen auf einem waschechten Indielabel untergekommen – ironischerweise mit einer Platte, die sich besser verkaufen könnte als die drei davor. Und zwar zusammen. Ist das Kalkül? Wohl kaum. “Less prog, more pop” wird so direkt nicht als bandinterne Devise für die Arbeit an “The Pariah…” ausgegeben worden sein. Bestimmt schätzt man die Musiker von Dredg zu Recht als integer genug ein, künstlerische Beweggründe niemals kommerziellen unterzuordnen. Wahrscheinlich haben sie einfach die Platte aufgenommen, die sie wollten – und wahrscheinlich rühren die Rock-fernen Momente des Albums, die teils bis hinein in den RnB reichen, tatsächlich nur daher, dass die vier privat alles andere als Knüppel-Core und Crust-Punk hören. Am Ende müssen sie sich aber trotzdem an “The Pariah…” messen lassen. Daran, dass die Platte wenigstens drei Songs zu lang geraten ist (Interludes hin oder her), und daran, dass die Vorgänger “El Cielo” und “Catch Without Arms” das bessere – weil nicht ausgewogene – Verhältnis aus Pop-Appeal und Art-Rock-Anspruch aufwiesen. Dredg haben hier kein schlechtes Album aufgenommen, aber eine nicht unwesentliche Frage aufgeworfen, die etwas polemisch formuliert lautet: Wen wollen sie langfristig mit Platten erreichen, die den Rockern an den einen Stellen zu weich sind und den Poppern an den anderen zu hart?
weitere Platten
Chuckles And Mr. Squeezy
VÖ: 25.04.2011
Live At The Fillmore
VÖ: 06.11.2006
Catch Without Arms
VÖ: 27.06.2005
El Cielo
VÖ: 14.10.2002
Extended Play For The Eastern Hemisphere (EP)
VÖ: 01.01.2001
Leitmotif
VÖ: 30.05.1998
Orph (EP)
VÖ: 01.01.1997