Da singt The-Drums-Chef Jonathan Pierce im Stück “Body Chemistry”, alles, was er wolle, sei ein Glas guten Wein und etwas quality time? Indierock wird gemütlich – und The Drums sind die Zufriedenheitsbotschafter der alternativen Popkultur. So überraschend kommt das nicht, vor neun Jahren hatten die New Yorker mit ihrem Debüt “The Drums” den Nerv der Zeit getroffen, die Band nutzte digitale Möglichkeiten, um ihren an New Order und The Smiths geschulten Indiepop ins Hüpfen zu bringen. In ihrem Hit forderten The Drums auf “Lets Go Surfing”, noch immer verknoten sich die Tanzenden in den Indiediscos die Beine an diesem Stück. Kurz waren The Drums eine junge Erfolgsband, der es gelang, der Dauerkrise gute Laune entgegenzusetzen. Die folgenden Platten lösten weit weniger Reize aus, “Brutalism” ist nun bereits das fünfte Album – und es klingt gemütlicher als alles, was die Band zuvor aufgenommen hat. “626 Bedford Avenue” verbindet den Sophisticated Pop von Vampire Weekend und Tahiti 80 mit dem eleganten Disco-Punch von Phoenix. Klangen The Drums früher hibbelig und in bester DIY-Mentalität ein bisschen platt, füllen sie heute jeden Raum aus: mehrstimmige Gesänge, unterstützende Akustikgitarren, digitales Wabern mit Frequenzen für die Bauchgegend – der Sound ist satt. Auch das Titelstück bricht nicht mit der heiteren Stimmung, zu einem flotten 80s-Beat singt Jonathan Pierce über die vermeintliche Brutalität der Liebe mit all ihrer Irrationalität und Versuchung. Was an dieser Stelle immer geht, ist Selbstbefriedigung, was “Brutalism” zum bisherigen Onanier-Song des Jahres macht.
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