„Ghost Gear“ gibt sich dabei keineswegs blumig, sondern eher verspielt und ironisch. Hinter Drunk At Your Wedding steckt Nina Töllner, schreibt gelegentlich für VISIONS und entlockt der englischen Sprache gerne charmante Eigenheiten. So im Opener „An Unkindness Of Ravens, A Murder Of Crows“, der mit absurden Tiergruppennamen spielt. Bei Textzeilen wie „Have you ever set foot in a venue of vultures?/ Have you ever looked up to a tower of giraffes?“ fragt man sich, wie diese Namen zustande kamen und warum im Deutschen so öde Bezeichnungen wie „Herde“ und „Schwarm“ genutzt werden.
Die elektrische Gitarre, dezent unterstützt von Percussions und Banjo, verleiht dem Ganzen einen twangy Country-Vibe, der auch mal in Noise ausartet. Neben dieser humorvollen Einleitung geht Töllner im weiteren Verlauf, besonders beim zweiten Song „Slow“, tiefer. Sie wagt es eigene Privilegien anzusprechen und beschreibt ihre Überforderung durch zu viele Lebensoptionen: „And my hands will keep a maximum of three balls in the air/ Throw me another and I will drop them all“.
Ihre Songs wechseln zwischen zarten Picking-Melodien, harmonischer Mehrstimmigkeit und flirten mit irischen Traditionals und mittelalterlichen Melodien. Dieses instrumentale Geleit wirkt dabei oft nur wie eine Notwendigkeit und könnte genauso viel Liebe vertragen wie Töllners Lyrik, gesungen von einer Stimme, die beinahe stechend vordergründig ist und in ihrer Tiefe an Nico erinnert. „Ghost Gear“ erschien im Herbst 2023 rechtzeitig für eine Tour, doch Zeitdruck ist nicht immer förderlich, daher gibt es jetzt eine remixte und remasterte Version des Albums.
Das steckt drin: Cat Power, PJ Harvey, Nico
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