Du Blonde
Lung Bread For Daddy
Text: Carsten Sandkämper
Die vielen Ebenen, die Houghton in ihrem neuen Album aufeinanderschichtet, erahnt man schon am Covermotiv, einem Selbstportrait, auf dem die Engländerin mit Wahlheimat Kalifornien absolut zerstört dreinblickt. Ihre Stücke erzählen von Panikzuständen und kaputten Beziehungen, die sie durchlebt hat und die ihr einerseits vieles abverlangt haben, sie andererseits darin bestärkten, alle Gefühle in eine Musik zu gießen, die gleichzeitig naiv und direkt sowie abgrundtief und abgründig klingt. Es ist ein wenig, als schauten ihr Nick Cave und PJ Harvey permanent über die Schulter, während sie ihre Blueslicks aneinander flanscht und ihr Leben verarbeitet. Sie schreibt große Songs und verpackt sie in DIY-Aufnahmen mit Lo-Fi-Charme. Jeder Versuch, ihre 3-Minuten-Hits irgendwie zu produzieren, würden ihre Eigenheit zerstören. Fast gelangweilt haucht sie “Buddy” in einen übertriebenen Halleffekt, tönt im anrührenden “RBY” wie aus einem Transistorradio und setzt immer genau an den Stellen, die nach Pathos schreien, gekonnt retardierende Momente. So atmet das grandios überzogene “Acetone” die Dramatik der späten Beatles, handelt jedoch vom Auflösen einer Leiche in der Badewanne. Ihre offensive visuelle Präsenz und ihr Umgang mit Körperlichkeit hat auf “Lung Bread For Daddy” musikalische Entsprechung gefunden. Gepaart mit dem Gespür für betörende Melodien und Geschichten von der echten, wenn auch dunklen Seite des Lebens, wird aus dem Album schnell ein guter Freund.
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Welcome Back To Milk
VÖ: 15.05.2015