Wie beschreibt man eine Platte, die beim ersten Durchgang (leise, im Büro) noch nervte und beim zweiten Mal (laut, auf einer Wiese mit Gänseblümchen) zu Atemlosigkeit und Herzflimmern führte? Wie damit umgehen, dass nicht jeder begeistert ist und man selber kaum Erklärungen findet? Man bekommt richtig Heimweh nach diesen Songs. Man möchte sie jedem ans Herz drücken, der missmutig seines Weges geht. Ganz fest, damit sie nicht verloren gehen, denn so was erlebt man nicht alle Tage: Ein Album baut in 45 Minuten ein Haus. Du ziehst ein, lernst die Nachbarn kennen, machst es dir gemütlich. Wenn die Zeit vorüber ist, hast du Tränen in den Augen, drückst auf Repeat und ziehst einfach wieder ein. Dungen ist die Band von Gustav Eisjes. Er singt Schwedisch, und dies ist sein drittes Album. Es beginnt mit “Panda”, und sofort wird alles wach: Luftgitarrenriff, Melodien an allen Ecken und ein analog aufgenommenes Schlagzeug, das alles durcheinanderwirbelt. The Who trifft Motorpsycho, zirka 1968. Sensationell. Wie auch “Festival”, wo am Ende ein Klavier das Hauptmotiv wiederholt und so sehr verdichtet, dass man schlucken muss. Teufel, das ist Hippie-Zeugs, aber, bei Gott, vor allem großartiger Psychedelic-Pop. Direkt danach beginnt “Du e för fin för mig” – ein langer, ruhiger Fluss mit Streichern, und wenn diese später im Refrain brillieren, registriert man erst, wie sehr der Charakter (nicht der Klang!) dieser Musik den Traumgebilden von Sigur Rós ähnelt. Die seltsame Sprache, der Mut zur Länge, die Intensivität: nordländische Epen, nur dass Dungen auf Zauberwesen pfeifen und lieber wie die Vorstadtkrokodile mit ihren Bonanzarädern durch die Gegend brettern. Am Ende zaubern Dungen noch Flöten-Pop aus der Aula und Talk Talk-verdächtige Bläsersätze aus dem Hut. Die Gänseblümchen bewegen sich im Wind, die Welt wird immer schöner. Dungen is the drug.
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