Moralapostel sollten sich vom elften Album der Dwarves fernhalten. Die Band, die so etwas wie das US-Pendant heimischer Asi-Punks wie Kassierer, Lokalmatadore oder Eisenpimmel ist, hastet wieder durch 15 kurze Stinkefinger-Songs, die den Punk von Surf über Pop bis Hardcore in all seinen Formen abbilden. Aber fangen wir mit den Äußerlichkeiten an, denn fast so wichtig wie die Musik ist bei den Dwarves das Plattencover. Wo sonst Nacktheit, Blut und Kleinwüchsige regieren, gibt es diesmal die Essenz von Gangsta-Rap: eine leichtbekleidete Bitch, die einen Haufen Koks portioniert, einige drapierte Geldscheine und ein fetter Hustler im Hintergrund, der mit Maschinenpistole seine Ansagen untermalt. Haha! Oberzwerg Blag Dahlia alias Paul Cafaro hat “Take Back The Night” selbst produziert und die üblichen Verdächtigen als Musiker angeheuert: Nacktgitarrist HeWhoCanNot-BeNamed, Bassist Rex Everything alias Nick Oliveri, The Fresh Prince Of Darkness alias Gitarrist Marc Diamond, Schlagzeuger Josh Freese und andere Knalltüten. Ein Allstar-Cast, der dafür bürgt, dass “Take Back The Night” ein weiteres Highlight der an Highlights nicht armen Diskografie wird. Für die 15 Songs braucht es 22 Minuten, weil: “Fuck you! Forget Me Not” legt direkt mit dem immer wieder aktuellen Thema des Schulmassakers los: Fuck death and fuck the rest/ Im on Adderol, Ritalyn and meth/ So young and bright, I die tonight. Zur Problemlösung wird damit sicher nicht beigetragen, aber: So what?! Der Titeltrack wiederum enthält zwei wichtige Zutaten. Erstens eine Weisheit: Wherever you hang your whore is home. Zweitens eine Kampfansage: Fight! Kill! Die! Alles klar, wird verinnerlicht. Smarte Reime gibt es obendrein – etwa in der Fremdgeh-Sause “Julio”, wo es so schön heißt: I get your gal a cigarette/ She masturbates a clarinet. Aber Sexualität ist eh ein unerschöpfliches Fass, das die Kreativität der Dwarves immer und immer wieder aufs Neue beflügelt. Etwa für “Anything That Moves”, das Nick Oliveri mit den einsichtigen Worten einleitet: Im a product of your music, man!, um dann bedrohlich rumzukeifen: Ill fuck anything that moves/ A hole and a heart beat/ Thats what I do/ Ive let my taste go South/ And left a bad taste in her mouth/ Im a loaded gun, a time bomb/ Hitting on your sister, and your mom. Wer will, darf sich an Oliveris widerliche Anflüge von Gewalt gegen seine Freundin erinnert fühlen. Ob der Song Teil der Verarbeitungsstrategie ist, sei dahingestellt.
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