Alle, die über den Mann aus Louisiana berichten, erwähnen sein Alter, als wäre es die größte Außerordentlichkeit, dass jemand, der die 80er verpasst hat, heute schon so ernsthafte, gewichtige Folksongs wie die auf Paupers Field schreibt. Es könnte aber auch daran liegen, dass es sonst nicht viel zu sagen gibt über LeBlanc und sein Debütalbum.
Paupers Field klingt alt, nach sorgfältig gepflegten Traditionen, es hat eine geduldige Slidegitarre, ein beruhigendes Banjo und ein Klavier, das manche Takte lieber aussitzt, statt sich überall breit zu machen. LeBlanc und seine Texte glauben daran, dass Ende der Welt und Ende der ersten Liebe auf das gleiche Datum fallen, sie empfehlen, deshalb die eine oder andere Flasche zu köpfen, und sie wissen auch, dass man im richtigen Moment den Lord anrufen sollte, um doch noch aus der Sache rauszukommen.
Die Aufrichtigkeit des Ganzen anzuzweifeln, weil es von einem 20-Jährigen kommt, wäre selten dämlich – auch wenn LeBlanc es den Skeptikern und Misstrauischen leicht macht, wenn er mit Zigarette, Whiskyflasche und Cowboyhut auf der vorletzten Seite des stilsicher vergilbten Paupers Field-Booklets posiert. Das Problem ist eher, dass seine Musik noch nichts Verbindliches hat, nicht aus dem Leben zu erzählen scheint, sondern aus der Betriebsanleitung für Country-, Folk- und Bluesrock. LeBlanc glaubt natürlich an seine Bibel, und was ihm fehlt, ist auch nicht die Überzeugungskraft. Es ist nur einfach so: Jeder kennt die Geschichten auf Paupers Field, und es liegt daran, dass jeder sie schon selbst erlebt hat.
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Coyote
VÖ: 27.10.2023