Das Cover verrät es: Carlson und Davies, seit der Neuformierung 2005 der Kern von Earth, haben “Full Upon Her Burning Lips” erstmals als Duo aufgenommen. Naheliegende, weil zutreffende Assoziationen wie Meditation und Entschleunigung beiseite geschoben und die neun Instrumentals auf Neuerungen abgeklopft, fühlt sich Carlsons Gitarre mittlerweile unerhört wohl in einer Ambient-Form von Americana, wie er sie auf seinem letztjährigen Soloalbum “Conquistador” spielte – verzerrt, ausgedehnt, stets eine einsame Hook umkreisend. Die seinerzeit abwesenden Beats ergänzt nun wieder Davies als gleichberechtigtes Element, und statt einer Story um die Reise eines Reiters tauchen allerlei Pflanzen in den Songtiteln auf. Ein Stück ist der Schwarzen Tollkirsche gewidmet, eines dem Stechapfel, eines singt die menschenförmige Alraune. Beim Soundbild habe er das Kabinett einer Kräuterheilerin im Sinn gehabt, meint Carlson, der sein altes Trucker-Käppi längst gegen den Cowboyhut des Naturburschen ausgetauscht hat. Warum sollte er auch zurück zum Drone? Was Earth als Erfinder des Genres einstmals ausmachte, haben Sunn O))) erfolgreich perfektioniert. Carlsons Interesse gilt der musikalischen Askese, der Davies und er mit “Full Upon Her Burning Lips” bisher am nächsten sind. Dass sie dabei kein einziges Mal in die Sphären eines “Hex” oder eines “The Bees Made Honey In The Lion’s Skull” vordringen und außerdem fast jeder Track austauschbar klingt, ist nebensächlich.
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