Mark Oliver Everett macht, was er schon immer getan hat: Er nimmt der Schwermütigkeit die Arroganz.
Wenn E einen Quarantäne-Tagtraum von Song aufnimmt, dann hat das nichts mit larmoyantem Selbstmitleid zu tun. Dann geht es um das universelle Wohl, beschwingt und trotzig optimistisch. “Are We Alright Again?” heißt der Song samt zugehöriger Frage, mit der sich Everett weniger herumschlägt, als sie vielmehr aus einer Orgel pfeifen zu lassen. “Are we alright again/ Are we around the bend/ Am I lucky or brave/ Are you stronger today/ Are we alright again/ Yeah, I think we’re alright.” Wie nach jedem Eels-Album, geht es einem auch nach “Earth To Dora” unmittelbar besser als zuvor, egal auf welcher Fallhöhe man sich gerade befindet. Everett ist schließlich der Typ, der einen Song namens “I Got Hurt” schreibt und das unmittelbar darauffolgende Stück “Ok” mit der Zeile “I got hurt/ So what” beginnen lässt. Einer, der trotz der erdrückenden Schwere des Lebens – von der gerade er nicht nur ein Lied singen könnte, was er in der Vergangenheit ja auch schon beeindruckend getan hat – nie die Leichtigkeit verloren hat und den Rummel der Welt auch heute lieber als zwei Seiten derselben Medaille betrachtet: die nachdenkliche wie in “Who You Say You Are” und die bedenkenlose wie in “Anything For Boo”.
9/12 Daniel Thomas
Das 13. Eels-Album klingt mal wieder wie ein weiteres Eels-Album. Wers braucht.
Das Schicksal hat es mit Mark Oliver Everett nicht gut gemeint. Album um Album inspiriert Everett das zu den Texten seiner Songs. Die sind deshalb oft melancholisch, manchmal mit sanftem Optimismus gefüttert. Es ist aber auch: immer wieder die gleiche Leier. Diesmal etwa in “I Got Hurt”, auf das “OK” folgt, in dem Everett singt: “I got hurt”. Diesmal allerdings wie ein Country-Crooner, der schon so manchem Sonnenuntergang entgegengeritten ist. Hört man nicht genau hin – oder sind einem die Texte egal – könnte man denken: “Ach, der alte Knötterkopp wieder”. Denn Everett ist schon zu identifizieren. Sein Indie-Pop-Rock-Folk auch. Ob nun ein wenig Streicherkleister hier oder ein hiphoppiger Beat (“Are We Alright Again”) dort – die Eels bleiben die Eels bleiben die Eels. Die Frage ist nur: Braucht es da noch ein 13. Album? Gerade, wenn Höhepunkte rar gesät sind, und es sich anfühlt, als würde Everett jetzt so langsam nichts Anderes mehr einfallen, außer sich treu zu bleiben? Kürzen wir den Eels-Bandwurm doch einfach ab und basteln uns auf einer Streaming-Plattform unserer Wahl eine persönliche Best-of. “Anything For Boo” kann man am Ende ja noch draufpacken.
5/12 Jan Schwarzkamp
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