“Keine Argumente!” möchte offensichtlich Dringlichkeit vermitteln, vom Ausrufezeichen im Namen über das nostalgisch-collagierte Cover und die aufgekratzten Gitarren bis zum Parolen skandierenden Opener “Deutschland, Arschloch, fick dich”. In Zeiten erstarkter Deutschtümelei schadet es nicht, sich deutlich zu positionieren und dem Frust über die Zustände zwischen Xenophobie und neoliberaler Verwertungsmaschinerie Luft zu machen, doch leider kommen Torsuns heiser vorgetragene Texte selten über Allgemeinplätze hinaus. Er möchte über seine Kritik an provinziellen Freiwild-Hörern, Pegida, rassistischen Staatsvertretern und normativen Konzepten nicht diskutieren, sondern vielmehr Feststellungen treffen, was gerade in Momenten wie dem offensiv ironischen Refrain des Openers unangenehm selbstgerecht wirkt. Musikalisch erschöpft sich die Platte ebenso schnell in einer restaurativen Kombination aus Jugendzentrum, Fun Punk (“Odenwald”) und NDW-Zitat (“An die Wand”), ohne einem der Genres einen wirklich spannenden Dreh zu verpassen. Als Ravepunk-Band zu altern, ist sicher kein leichtes Projekt, wie die Kapitulation ihrer Audiolith-Kollegen Bratze und Saalschutz nahelegen. Gerade das hätte auch Thema dieser Platte sein können, wie das finstere Drogen-Konsum-Update “Die Angst” vor dem Schmerz oder auch das eskapistische Komm wir zieh?n ans Meer andeuten. Bei genauer Betrachtung steckt in “Keine Argumente!” ein faszinierender Kern aus Resignation, allerdings vergraben unter viel abgeschmacktem Lärm.
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