Spätestens nach dem eher mäßigen Album “Ende Neu” hatte man die einstigen Visionäre im Verdacht, nur noch kunstgewerbliche Hintergrundmusik für die Leser des taz-Feuilletons herzustellen. Um so größer jetzt die Überraschung: Die Neubauten haben sich einer Frischzellenkur unterzogen. F.M. Einheit und Mark Chung sind aus-, Rudi Moser und Jochen Arbeit, u.a. durch die Brachialinstrumentalisten Die Haut bekannt, eingezogen. “Silence Is Sexy” bietet überraschend bluesige Untertöne, etwas LoFi-Groove und clevere Selbstzitate. Blixa Bargeld pflegt zwar immer noch seine Obsession für merkwürdige Kopfbedeckungen, sammelt dafür aber fleißig Leonard Cohen– und Lee Hazlewood-Punkte (im sinistren Opener “Sabrina” beispielsweise) und solange er das in dieser Form kultiviert, darf er auch gerne mal ein bisschen Rio Reiser spielen (wie im hervorragenden “Alles”, das im Booklet sehr treffend als Stück im alten Stil bezeichnet wird. Da verzeiht man gerne überholte Technospielereien (“Zampano”) und das meines Erachtens mehr als überflüssige Epos “Pelikanol”. Revolutionäre Kraftakte wie einst kann man anno 2000 natürlich nicht mehr von den Neubauten erwarten – aber mit “Silence Is Sexy” haben sie zumindest ein sehr stimmiges, und vor allen Dingen charmantes Alterswerk vorgelegt.
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