Es ist an der Zeit, The National mit R.E.M. zu vergleichen: Ähnlich wie seinerzeit Michael Stipe & Co. steckt Matt Berningers Gruppe in der Soundfalle. The National sind eine formvollendete Band. Die Leute lieben den Klang und die Anmutung der Gruppe, mit jeder Platte kommen neue Fans hinzu, aus Hallen werden Arenen – und immer mehr Bands tauchen auf, die wie The National klingen oder sich sogar nach einem ihrer Songs benennen. Aber wohin soll der Weg von The National führen? Noch mehr Bombast, noch mehr Perfektionismus? Oder weitere selbstironische Gesten wie das tolle Filmporträt “Mistanken By Strangers” oder das Sorrow-Projekt, bei dem die Band sechs Stunden lang immer und immer wieder den gleichnamigen Song spielte – bis alle entnervt waren? Berninger könnte auf der Bühne auch noch mehr Rotwein trinken, noch mehr Emotionen in die Songs legen, beim obligatorischen Mr. November noch mehr ausflippen – aber schon bald würde er die Sache überstrapazieren. Kurz, The National stecken wegen ihres Erfolgs künstlerisch in einer Sackgasse. Was hilft, sind Nebenprojekte: Die Dessner-Brüder üben sich als Kuratoren und Avantgarde-Gitarristen, jetzt ist Matt Berninger an der Reihe. Man hätte auf einen Roman oder einen großen Auftritt als Schauspieler wetten können, stattdessen präsentiert der 44-Jährige nun ein locker-leichtes Projekt: El Vy betreibt Berninger zusammen mit Brent Knopf, Indie-Kennern als Chef von Menomena oder Ramona Falls ein Begriff. Anders als The National besitzen Knopfs Projekte zu viele Schnörkel, um sich für das Abendprogramm auf großen Festivals zu empfehlen. Er ist ein Mann für die kleinen Clubs, das gibt ihm Freiheiten, und die nutzt er aus. Auf “Return To The Moon” gehen die Eigenarten der beiden Protagonisten auf sehr angenehme Weise zusammen. Kernstück ist das Titellied, ein toller Indiepopsong mit funky Gitarren und genug Melancholie, um den National-Fan mitzunehmen in dieses neue Universum, das im Subtext von der intensiven Freundschaft der beiden Minutemen Mike Watt und D. Boon erzählt. “Silent Ivy Hotel” klingt wie beschwingter Nick Cave, “Sad Case” führt Berningers dunkle Stimme mit knalligen Gitarren zusammen, “Paul Is Alive” und “Need A Friend” orientieren sich an Synthie-Pop, “Sleeping Light” an Soul – und “No Time To Crank The Sun” im Finale an Weltmusik. Die vielen Kurven machen “Return To The Moon” zu einer enorm kurzweiligen Platte. Nur der selbstironische Funkrocker “Im The Man To Be” funktioniert nicht: Humor ja, aber bitte nicht zu käsig.