Gerne erinnert man sich an die Zeit, wo man noch offen das Wort Popmusik aussprechen durfte, ohne sich danach den Mund mit Seife auswaschen zu müssen. Bei Talk Talk, The The, Thomas Dolby, New Order oder The Smiths konnte man ungeniert seine emotionale Seite ausleben und doch ganz Mann bleiben. Nun schicken Electronic sich an, den Vibe vergangener Pop-Momente in einen postmodernen Zeitgeist-Spirit zu transportieren. Was dem ehemaligen Smiths-Gitarristen Johnny Marr und dem New Order-Sänger Bernard Sumner (schön, mal wieder seine Stimme zu hören) auf ihrem dritten Album auch vorzüglich gelingt. Die Melodien sind so unverhohlen süß und eingängig, wie das nur Briten können und dürfen, die Produktion ist superzeitgemäß und aufgepeppt, ohne dabei die notwendige Reibung und Dynamik vermissen zu lassen. Gelegentlich schrammt das zwar, wie in dem Titelsong “Twisted Tenderness”, arg knapp am Kitsch vorbei und dürfte Menschen, denen solche Musik schon damals nichts sagte, irgend etwas zwischen mitleidigem Lächeln und schallendem Gelächter entlocken. Die überzeugten Popper unter euch bekommen aber ein Album gehobener Güteklasse.