Elmar
Betriebstemperatur, halten
Text: Frederik Tebbe
Die Band aus Meißen – die mit dem Porzelan – benötigt nur 23 Minuten und zehn Songs, um klarzumachen, dass die Flucht nach vorn im Zweifel die beste Option ist. Elmar heben die Späne auf, die Bands wie Duesenjaeger, Dackelblut, Pascow und Captain Planet abgehobelt haben und setzen sie wieder zusammen; bauen daraus etwas Eigenes, dem es nicht immer gut geht, dem sie aber Mut machen möchten. Hier sind hoffnungsvolle Melancholiker am Werk: Solange es noch geht/ Die Scherben verteilen und darin tanzen. Bei Elmar spielt unter anderem Peter Löwe von Mikrokosmos23 Gitarre, sie klingen jedoch wesentlich direkter und stürmischer als dessen derzeit inaktive Band. “Betriebstemperatur, halten” ist ein kurzweiliges Album, das man aber vier oder fünf Mal hören muss, bis man es so richtig kapiert hat: Weil alles so schnell vorbeizieht, die Gitarren wüten und der Gesang rau und nicht in den Vordergrund gemischt ist, muss man genau hinhören, damit einem gute Zeilen wie Hier im Fegefeuer ziehst du dich dick an, weil es nicht warm genug sein kann nicht entgehen. “Betriebstemperatur, halten” ist bewusst kantig produziert, scheut bei aller Verzerrung aber nicht die Melodie. Das ist das Schöne an Elmar, sowohl hier, als auch auf “Bunker und Funktürme”, ihrem Demo vom vergangenen Jahr: Das ist Deutschpunk, der sehr gut mit Bier und Freunden im örtlichen AZ funktioniert, aber auch daheim auf dem Sofa, mit dem liebevoll gestalteten Textheft der Schallplatte auf den Knien und einem kleinen Kloß im Hals. War Emo nicht eh schon immer die beste Heizung?