Nach einer langen Auszeit offeriert Costello endlich wieder ein echtes Solo-Werk. Natürlich ohne erkennbare Linie – aber so wollen wir es doch
Dass es tatsächlich schon sechs Jahre her sein soll, seit Declan MacManus eine reine Elvis-Costello-Scheibe veröffentlicht hat, ist schwer zu glauben. Schließlich gab es mehrmals pro Jahr neue CDs mit seiner Beteiligung zu kaufen: Album-Kollaborationen mit u.a. Easy-Listening-Papst Burt Bacharach, Operndiva Sophie Van Otter, Fusion-Gitarrist Bill Frisell sowie dem London Symphony Orchestra reihten sich locker aneinander. Dazu Soundtrack-Beiträge (Austin Powers 2″, Notting Hill”), Gastauftritte bei den unterschiedlichsten Kollegen und diverse fabelhafte Re-Releases. Kaum ein Musiker ist während seiner Pausen präsenter als der britische Hornbrillenrocker. Ein gewohnt schizophren anmutendes Oeuvre läutet nun die Rückkehr als Solointerpret ein. When I Was Cruel” ist ein Hybrid aus My Aim Is True” bzw. Mighty Like The Rose”; zackiger New-Wave-Rock gepaart mit sympathisch bis schnarchigem Altherren-Geschlurfe. Perfekte Popmelodien zerkrächzt er mit aggressiven Nonsens-Texten (Episode Of Blonde”) oder lässt sie mittels abgedrehter Klezmer-Bläser und 6/4-Takt zerfurchen (15 Petals”). Er beginnt das Album mit dem eingängigsten Stück (45″), führt durch immer anspruchsvolleres Material mit Surfsound- (Tear Off Your Own Head”), Country- (Dust 2″), Doowop- (Spooky Girlfriend”) und – nicht nur im Titeltrack – Avantgarde-Anleihen, bis er mit Radio Silence” einen fast schon schnöden Chill-out-Rausschmeißer serviert. Wir haben ihn wieder. Klasse!
weitere Platten
The Boy Named If
VÖ: 14.01.2022
Hey Clockface
VÖ: 30.10.2020
Look Now
VÖ: 12.10.2018
National Ransom
VÖ: 22.10.2010
The Delivery Man
VÖ: 20.09.2004
My Aim Is True
VÖ: 22.07.1977
Secret, Profane And Sugarcane
VÖ: 01.01.1900