Mit ihrem zweiten Major-Output machen sich die Münchner auf zu den entfernten Winkeln des Genregatters – und lugen auch mal raus. “Porcelaine” reckt sich zu den Extremen, die harten Momente sind brachialer als noch auf “Angel Delivery Service”, andernorts nehmen die Bajuwaren ihr Herz in die Hand und zeigen sich ausnehmend soft. Gerade die fragilen Zeilen Christoph von Freydorfs, die der einstige Kirchenchorknabe mal im Flüsterton hervor presst, dann psychotisch kreischt und immer wieder in typisch melancholische Refrains kleidet, gewähren intimste Einblicke. Intensität gewinnt “Porcelaine” auch dadurch, dass abgesehen von “Symbiote” stumpfe New Metal-Standards fehlen und sich DJ Zamzoe variabler und häufiger als bisher ins Ohr scratcht. So rollt etwa die Halbballade “Lava” in dicker Detailopulenz über den Hörer hinweg, legen die Emil Bulls mit “40 Days” oder der ersten Single “This Day” verlockend eingängige Chartköder aus. Unbeholfenen Sprechgesang verkneift sich Christ nun völlig, stattdessen feilten die Emil Bulls nach Kräften an Stärken wie dichter Soundwand und infektiösen Refrains. “Porcelaine” präsentiert die Süddeutschen reifer und vielschichtiger als bisher und ist vor allem eines: solide. Gegenüber dem doch recht eindimensionalen Debüt gelingt der Band ein Schritt nach vorne und zu gottlob mehr Tiefe – besonders dank der neu entdeckten Kraft ruhiger Momente.
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