Doch dann setzt sich plötzlich die überraschend harte Kraft der Sonne durch. Atmosphärisch dicht und zart aufgebaut sind die Songs auf “The Very Start”, dem zweiten Album der Singer/Songwriterin Zoé, deren raureife Stimme an die Alternative-Heroin PJ Harvey erinnert, aber auch an leisere Vertreterinnen des Genres wie Stina Nordenstam oder Hope Sandoval. Dieser Hybrid aus Stärke und Sensibilität strahlt besonders hell in leisen Songs wie “A Fish In A Net”, in dem intensive Texte wie ein sich verzweifelt wehrender Fisch im Netz zappeln: So when I feel youre coming close/ I will turn on the stereo/ And play the saddest song I find/ Until the neighbours bang the door. Mit der Kraft der Verzweiflung wird hier gegen die Aufdringlichkeit der Welt angesungen, und die elegisch gebauten Songs mit spärlichen Drums, sanften Synthiepianoläufen und tiefen Bässen bilden eine Trutzburg gegen all die Unzumutbarkeiten da draußen. Doch aller Elegie zum Trotz: Zoé und ihr Mitstreiter, Schlagzeuger Nicolas Pittet, heben sich vom typisch einlullenden Singer/Songwriter-Material ab. Songs wie “The Barren Land” etwa überraschen mit sowohl sonnigen Parts als auch noisigem Gewitter, das mitunter an die Lärmgerüste der Einstürzenden Neubauten oder an die Post-Rock-Gebilde von Mogwai denken lässt. Man könnte “The Very Start” als idealen Herbst-Soundtrack bezeichnen,doch diese Zuschreibung kratzt nur an der Oberfläche eines vielschichtigen Albums, das dem wechselhaften Wetter vielmehr trotzt und eine zutiefst zeitlose menschliche Eigenschaft musikalisch einfängt: Melancholie.
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