Emma Anderson
Pearlies
Hier müssen wir sofort etwas klarstellen. Dass die besseren Lush-Songs von Anderson stammen, betont ihre ehemalige Bandkollegin Miki Berenyi selbst immer wieder. Möglicherweise ein Friedensangebot, wenn man bedenkt, dass die beiden seit der kurzen Lush-Reunion 2016 als zerstritten gelten. Aber eben auch kein haltloses, schließlich gehören Andersons Songs für Lush, allen voran “Never-Never”, “When I Die” und “Monochrome”, zum Größten, was die Shoegaze-Hochphase zu bieten hatte.
Abgesehen von der B-Seite “Astronaut” übernahm trotzdem Berenyi den Leadgesang bei Lush, Anderson musste nach eigener Aussage erst das Selbstbewusstsein entwickeln, ihre Songs allein zu singen. Natürlich hört man “Pearlies” an, dass vieles darauf ursprünglich für die Reunion gedacht war und Robin Guthrie (Cocteau Twins), dessen effektreiche Produktionen die Lush-Frühphase prägten, am Arrangement mitwirkte.
Sich allein darauf zu konzentrieren wäre aber unfair der langen Entstehungszeit gegenüber, in der Anderson die Songs zwischenzeitlich als Scores für TV und Film interpretierte und sie schließlich – eine couragierte Wahl – mit Electronica-Produzent James Chapman alias Maps finalisierte. Dem verdankt “Pearlies” seine Kopfhörer-Qualitäten; es schichtet helle, kräftige Farben und wächst besonders im letzten Drittel vom semi-akustischen “Willow And Mallow” bis zum entschwebenden “Clusters” über sich hinaus.
Das steckt drin: Cocteau Twins, Lush, Sing-Sing
weitere Platten
Spiralée: Pearlies Rearranged
VÖ: 18.10.2024