Emmerhoff And The Melancholy Babies
Electric Reverie
Text: Sascha Krüger
Kein Jahr ist es her, dass sich die seit bald zehn Jahren beständig weiterentwickelnden Emmerhoff & The Melancholy Babies in Deutschland offiziell vorgestellt – und auf Anhieb ordentlich Eindruck gemacht haben: “Misty Trails”, die als Deutschland-Debüt getarnte Compilation der besten Songs ihrer ersten drei Norwegen-Alben, platzierte sie auf der Indie-Landkarte unmittelbar zwischen Motorpsycho und Lambchop, Nick Cave und einem dEUSschen Spielwitz. “Electric Reverie”, ihr eigentlich viertes Album, zeigt sie von einer homogeneren, vor allem aktuelleren Seite – ein vielseitiges, dennoch sehr kompaktes Indierock-Album traditionell geprägter Schule, mit der souveränen Grandezza alter Hasen auf den Punkt gebracht. Mehr denn je merkt man, wie sehr Bandkopf Gunnar Emmerhoff Led Zep liebt: Struktur und Arrangement, die Hooks der drei höchst variabel eingesetzten Gitarren und selbst der Gesang gemahnen an eine zeitgemäße, angenehm modrig nach Kellerstudio duftende Version der Rock-Titanen. Ein wütendes Emo-Kid wird da gelangweilt abwinken, die Älteren unter den Lesern jedoch werden ihre Freude haben. Dieses Album beweist, dass selbst die klassischste aller modernen Rockformen eine Menge Zündstoff und Progressivität erzeugen kann. Wer bei Motorpsychos “Tussler Society” so richtig hibbelig war, fährt mit Emmerhoff allemal gut.
weitere Platten
Misty Trails
VÖ: 25.10.2004