Eines ist mal klar: Eniac haben ihre Lektion in Unbehagen gelernt. Was ihre mit Wortspielen und atemlosen Zeilen arbeitenden Texte formulieren, ist keine Gesellschaftskritik im moralisch-behütenden Sinne, sondern tiefgreifender Ekel ob Entfremdung, Sexismus, Fortschrittsglaube, Leistungszwang und elementarer Falschheit der bestehenden Ordnung der Dinge. Adorno-Angst oder Foucault-Fieber, gepresst in einen anstrengenden Artpunk, der sich mit losen Assoziationen zu den üblichen Verdächtigen wie Jesus Lizard, Les Savy Fav, The Fall oder Craving nur unzureichend beschreiben lässt. Selbst die alten Blumfeld kommen einem in den Sinn, auch wenn die ebenfalls aus Hamburg stammende Band hier ungleich heftiger und heiserer deutschsprachige Texte über den spröden, kantigen Kopfschmerz-Rock legt. Interessant ist, dass Eniac nachvollziehbare und griffige Gitarrenelemente aus Indierock oder melodischem Punk verwenden, um aus der Summe dieser Teile etwas zu machen, das nur dann wie Hölle abgeht, wenn man die Haltung des Konsumenten überwindet und sich bewusst darauf einlässt. So vielleicht die Theorie. In der Praxis ist das natürlich genau der Sound, von dem sich eine kleine Minderheit genauso rocken lässt wie andere von eingängigerer Musik. So oder so: Stücke wie “Sex kaputt” oder “Superfriends Are Made Of Gold” pieksen den Nerv des Bestehenden treffend und beachtlich.
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Split (EP)
VÖ: 01.01.1900