Enon
Grass Geysers... Carbon Clouds
Text: Wolfgang Kienast
Mitte der 90er Jahre macht in Chicago, dem damaligen Epizentrum des Postrocks – Tortoise stehen zu der Zeit im Zenit ihrer Kreativität –, der Multiinstrumentalist John Schmersal mit seiner Band Brainiac auf sich aufmerksam. Nach zwei Alben wird das Ende von Brainiac erklärt und Schmersal konzentriert sich auf sein parallel laufendes, bis dahin eher strukturlos organisiertes Sessionprojekt Enon. Das Wurzeln im Postrock ist auch im mittlerweile fünften Enon-Album noch wahrnehmbar, doch wo sich etliche Mitstreiter über die Jahre in blutleerer Kopfmusik verloren haben, klingt “Grass Geysers… Carbon Clouds” frisch wie eben erst vom Baum gepflückt. Die kurzen, knackigen Songs, bei denen man trotz manch einer rhythmischen Kapriole immer wieder ins Mitwippen gerät, und das lustvolle Antesten von verqueren Sounds machen Spaß. Von der Seite grätscht Noise, Toko Yasudas Stimme lockt sinnlich, im Hintergrund lauert ein psychedelischer Dschungel, dennoch gibt es nur eine Richtung: nach vorn. Angetrieben von Matt Schulz’ druckvollem Schlagzeugspiel jagen sechsunddreißig Albumminuten in gefühlt der halben Zeit vorbei. Die Selbstverständlichkeit, mit der das alles ineinander greift und vonstatten geht, beeindruckt und macht “Grass Geysers… Carbon Clouds” zum bislang besten Album der Band.