Dazu gehört auch, eine falsche Fährte zu legen. “Session 1” – das klingt vorläufig, der Opener ist aber ein ausformulierter Song, und “Noise & Romance” bleibt den zweiten Teil schuldig. Der schluffige Shoegaze bereitet zudem nur unvollständig auf das vor, was folgt: sanft pluckernder Indiepop etwa in “Sail Away” oder nach vorne drängender, trotzdem verspulter Indierock wie in “Say So!”. Am besten geht das Wechselspiel zwischen schön und widerspenstig, in den Arm nehmen und die Augen auskratzen in Be Mine auf. Eine Basslinie, die klingt als hätte Mike Watt im Studio vorbeigeschaut, trifft auf ein verhalltes Schlagzeug. Die Gitarre ist sich nicht sicher, ob sie Akzente oder lieber Störgeräusche setzen will. Nach einer Minute nimmt der Song vermeintlich Fahrt auf, ein Raunen tritt hinzu, bevor “Be Mine” eine weitere Minute später mit der ersten Strophe seine vermeintlich endgültige Form annimmt – als Verbeugung vor den poppigen Momenten von Sonic Youth –, die der Refrain aber wieder ins Leere laufen lässt, klingen The Entrepreneurs hier doch wie Grunge mit Falsettgesang. Trotzdem ist “Noise & Romance” nicht nur für Leute mit geringer Aufmerksamkeitsspanne. Das Album protzt mit Reichhaltigkeit und Unberechenbarkeit. Nun wäre das alles vermutlich irre anstrengend, wenn The Entrepreneurs nicht eins verinnerlicht hätten – nachzuhören in “Joaquim”, “Heroine” oder “Despair”: Je sprunghafter ihre Songs desto eingängiger ist der jeweilige Refrain.
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VÖ: 26.02.2021