Denn das ist und bleibt die große Stärke der vier Kölner: die lyrische Schärfe im verträumten Klangbett. Wo Tocotronic die deutsche Sprache für den Diskurs biegen und vernebeln, ringt Markus Berges ihr ganz selbstverständlich die Poesie von Worten wie Luftballonwettbewerbskarte, Turmalin-Krepp oder Futteral ab.
Und wer würde nicht auf die Knie gehen vor Zeilen wie: Das Haus hat geknistert/ Und Verpiss dich geflüstert?
Dazu noch die Selbstsicherheit, mit der Erdmöbel eine vom Namen her eigentlich zur Romantik-Schnulze verdammte Nummer wie Das Leben Ist Schön unpeinlich am Schlager entlang manövrieren. Die Rede vom großen Pop-Entwurf – hier bei Erdmöbel hat sie trotz allen Understatements Sinn, so präzise wie das Quartett Text und Musik erdenkt und dann gänzlich beiläufig zwischen Klavier-besoffenem Easy Listening, funky Pop und Bossa Nova in Szene setzt.
Krokus kann aber auch aggressiv sein: Fremdes nimmt den Einsturz des Kölner Stadtarchivs zum Anlass, seine Wut auf den heimatlichen Filz in eloquente Worte zu fassen. Der Rest gibt sich handwarm, hat aber viel zu sagen: die Ausstellung über das Glück im Hygienemuseum Dresden shufflet in eleganter Ausgehhose zu Holzbläsern über die Tanzfläche, und Arbeiten feiert als unkonventioneller Philosophie-Schwof die Möglichkeiten des grenzfreien Popsongs.
So viel erdiger Wohlklang kann dann nur das folgende krude Lob nach sich ziehen: Krokus ist mindestens so schön wie eine Fahrt im Niederrheinexpress bei Geldern.
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