Erland & The Carnival
Nightingale
Text: Hauke Hackstein
Jedenfalls nicht gruselig. Auch nicht wirklich düster. Dafür haben Erland & The Carnival (unter anderem mit Ex-Verve-Gitarrist Simon Tong) schlicht viel zu viel Spaß daran, ihren Songs den Freiraum zu geben, den sie verlangen. Da können sie noch so viele düstere Orgeln und schiefe Schifferklaviere aufeinanderstapeln, irgendwann bricht alles unter großem Hallo zusammen, der Song nimmt Fahrt auf und galoppiert auf dem hibbeligen Schlagzeug davon. Während die Band um Erland Cooper auf ihrem Debüt noch deutliche Folk-Schlagseite hatte, zieht sich durch “Nightingale” ein weniger zurückhaltender Faden. Als hätte irgendein schlauer Fuchs den Freigeist der 60er mit den kreativen Möglichkeiten und dem Experimentier-Ego der 70er kombiniert. Beschrieben klingt das nach einer ganzen Menge Informationen, die die 13 Songs dem Hörer zum Verarbeiten geben. Sind es ja auch, doch verliert Cooper dabei nie den Song an sich aus den Augen und rettet seine guten, wenn auch wirren Ideen oft clever in die Strukturen eines “herkömmlichen” Dreieinhalb-Minuten-Popsongs. Der psychedelische Freigeist der Platte liegt ohnehin mehr im Umgang mit Arrangements als in den eigentlichen Melodien, im Gesamteindruck, den Nightingale hinterlassen will, wenn die Band von den Aufnahmen auf einem alten Kriegsschiff auf der Themse erzählt, dessen ureigener (und uralter) Geruch die Platte ebenso geformt hätte wie das Geräusch des Wassers, das dumpf gegen den Rumpf schlägt und das stetige leichte Schunkeln des Kahns. Hippies halt.