Ginge es nur nach den Gitarrenriffs und Basslinien, wäre das Debüt der französischen Band eine Enttäuschung. Im ersten Song “Nuit” hangeln sich beide Instrumente über weite Teile immer wieder an einer Hand voll nebeneinander liegender Töne nach unten, was nach mehrmaligem Hören regelrecht nervt. Die Melodie in “Temple Du Cri” ist passend zum Genre düster, aber weder eingängig noch so schräg und dissonant, dass sie dadurch besonders wäre. In dieser Hinsicht ist den Songs auf dem Album kaum etwas zu entnehmen. Erlen Meyers Stärken liegen in der Performance: Was den Riffs fehlt, macht zum Beispiel Schlagzeuger Karol Diers wett, wenn er in den richtigen Momenten seine Rhythmen zerlegt, neu zusammensetzt und die Lücken füllt, die der vorige Rhythmus offen gelassen hatte. So bekommt der Sludge von Erlen Meyer einen interessanten Prog-Einschlag. Auch emotional ist die Band stark: Sänger Olivier Lacroix brüllt nicht tief, sondern scheint eine Hardcore-Sozialisation genossen zu haben und keift in schmerzhaft hohen Lagen. Für den klanglichen Bombast hat Cult-Of-Luna-Schlagzeuger Magnus Lindberg gesorgt und an den Reglern gute Arbeit geleistet: “Nuit” klingt so, wie sich ein Sprung durch eine Glasscheibe anfühlen muss, wenn dahinter noch eine besonders dornige Hecke wartet. Die Songs kratzen, der Gesang geht durch Mark und Bein und die tiefen Frequenzen sorgen permanent für Düsternis und Unwohlsein.