Voodoo! Erykah Badu koppelt eine ehrliche Verbundenheit mit der traditionellen Energie von Gospel und Soul mit einem gesunden Empfinden für den ausgewogen arrangierten, eingängigen Pop-Song.
Hier wirken ganz unterschiedliche spirituelle Kräfte, prallen aufeinander, explodieren und heben sich gegenseitig auf. Doch die selbstbewusste Chanteuse stellt sich natütlich nur mit einem halben Fuß in die Tradition von Diana Ross und anderen ehemaligen Motown-Miezen. Für ein Macho-Phänomen wie Soul, in dem sich die weiblichen Stars bedingungslos der Ästhetik sowie Ritualen und Erwartungen unterwerfen, ziemlich unüblich, folgt Erykah Badu ihren eigenen spirituellen Pfaden. Diese sind nicht immer leicht nachzuvollziehen. Eher scheint es, als würde sie uns in ein süßes Labyrinth locken. Themen wie Sex und Partnerschaft werden in einen größeren, religiös anmutenden Kontext gestellt und in dezentes Einwickelpapier aus reiner Poesie verpackt. Ihre Gesangslinien klingen wie ein Dialog mit Generationen vergangener und kommender Ahnen. Kommunikation mit dem Unbestimmten und doch in jedem Moment Gegenwärtigen, für das wir in unserer prosaischen Welt jedes Gespür verloren zu haben scheinen. Jazzige Vibes, eine unüberhörbare Nabelschnur nach Afrika, beiläufige Bossa-Floskeln, fluffige Vibraphon- und Flöten-Sequenzen, selbstvergessenes E-Piano-Getröpfel, ruppige Blues-Gitarren und eine tiefe Verehrung für die vokalen Errungenschaften von Billi Holiday und Sarah Vaughn stellen das Album in einen geradezu kosmischen Zusammenhang. Viele Details erschließen sich erst beim zweiten und dritten Hören. Erykah Badu ist eine Extremistin, der es nicht um radikale Aussagen geht, sondern im Gegenteil um extreme Verhältnismäßigkeit. Dennoch, und das macht endgültig die magische Anziehungskraft von Mamas Gun aus, widersteht Badu gänzlich der naheliegenden Versuchung, als Priesterin aufzutreten. Sie offeriert uns einfach nur ein wunderschönes Album, das man am besten in den Stunden der Abenddämmerung hört.
weitere Platten
New Amerykah, Part II: Return Of The Ankh
VÖ: 26.03.2010
World Wide Underground
VÖ: 15.09.2003