Erykah Badu
New Amerykah, Part II: Return Of The Ankh
Text: Daniel Gerhardt
Erykah Badu muss nicht jaulen wie die RnB-Sternchen, um zum vorgetäuschten Emotionsorgasmus zu kommen. Sie muss sich offenbar nicht mal richtig anstrengen auf “New Amerykah Part 2”, das schon allein dadurch wie ein vollständiger Gegenentwurf seines Vorgängers klingt. Die erste “New Amerykah”-Platte war ein regelrecht klassisches Protestalbum, ein Straßenkämpfer, der das große Ganze im Blick hatte und dazu den kühlen Heroin-Funk von Sly & The Family Stone oder Funkadelic mit waghalsigen Beats vermischte, die von den fortschrittlichsten HipHop-Produzenten der Gegenwart kamen. Besorgt und engagiert ist auch “Part 2” – das allerdings eher aus einem versöhnlichen, verbrüdernden Stevie-Wonder-Blickwinkel heraus, mit dem Badu Songs über glückliche und gescheiterte Beziehungen singt.
Die Musik dazu wirkt häufig improvisiert, vor allem in den kurzen Zwischenstücken, aus denen nicht mal Badus Unterhaltungen mit ihren Mitmusikern herausgeschnitten wurden, aber auch in der ersten Single “Window Seat”, die sich trotzdem noch irgendwie eine Harfe unterjubeln lässt. Daneben stellt Badu gerne mal Theremin, Streicher und den stoischen Beat von The-Roots-Schlagzeuger Amir ?uestlove Thompson – und wundert sich dann selbst darüber, wie problemlos auf “New Amerykah Part 2” alles ineinanderfließt und zueinanderpasst. Die Ruhe vor dem nächsten Sturm, wahrscheinlich. Badu bleiben jedenfalls noch zwei “New Amerykah”-Platten, um die Welt wahlweise in Ordnung oder aus der Fassung zu bringen.
Artverwandte
Georgia Anne Muldrow – “Kings Ballad”
The Roots – “Phrenology”
Stevie Wonder – “Songs In The Key Of Life”
weitere Platten
World Wide Underground
VÖ: 15.09.2003
Mamas Gun
VÖ: 20.11.2000