Sie ist eine Diva, ganz in der Tradition der großen alten Damen wie Nina Simone, Sarah Vaughan oder Ella Fitzgerald. Sie macht nur das, was ihr gefällt, schwimmt konsequent gegen den Strom, führt eingefahrene Musikmarktmechanismen ad absurdum – und lässt angereiste Journalisten auch schon mal eine Woche lang vergeblich auf ein Interview warten (der Autor spricht aus Erfahrung). Doch wer will es ihr verübeln, wenn sie uns alsdann mit derart herzerwärmenden, liebevollen Vibes beschenkt? Der große gemeinsame Nenner ihrer vokalistischen und musikalischen Ausflüge ist der Soul, aber mehr als Idee bzw. Konzept denn als Musikstil. Ja, das hat Seele, mehr als je zuvor. Kein griffiger Funk, keine leicht nachvollziehbaren Mitsing-Linien, keine erkennbare ‘Hitsingle’ findet sich auf “World Wide Underground”. Vielmehr sind diese elf Songs wunderbare, warme, schwarze Musik, so schön und eigen und einzigartig und authentisch wie heutzutage fast nichts mehr. Das ist die Musik gewordene Entsprechung eines unendlichen Fließens, wie das regelmäßige Atmen der Liebsten, auf deren Bauch du unbeschwert in das Reich der Träume hinüber gleitest. Und kaum bist du sanft entschlummert, weckt sie dich mit einer verschmitzten HipHop-Reminiszenz auf, probt mit Queen Latifah, Bahamadia und Angie Stone den großen Female-Rap-Aufstand. Kurzum: Diese Platte ist der Beweis, dass Soul-Musik nicht schlimm, schmierig und anbiedernd sein muss. Wer eine solche Platte macht, kann kein schlechter Mensch sein.
weitere Platten
New Amerykah, Part II: Return Of The Ankh
VÖ: 26.03.2010
Mamas Gun
VÖ: 20.11.2000