Es war Mord
Die Utopie der Kosmonauten
Text: Ulf Imwiehe
Gitarrist Tom Schwoll spricht von Ideen aus der Ideenlosigkeit geboren, um das zweite Album von Es war Mord zu beschreiben. Tatsächlich wirkt alles in seiner Vertrautheit nahezu behaglich, was die Berliner Allstar-Punks mit Querverbindungen zu Jingo De Lunch, Die Skeptiker, Vorkriegsjugend und vielen anderen, dass man weder Platz noch die geistigen Kapazitäten hat alle aufzulisten. Oder, um die Zweiteilung Schwolls aufzugreifen: gemütlich in seiner Ungemütlichkeit. Moll und Molli gehen zusammen in diesem so wütenden wie melancholischen Düsterpunk, der den Klassiker des grüblerischen Pflastersteinsounds, EA80, lediglich im Gestus aufgreift. Denn rein musikalisch wird die ganz alte Schule der Schlichtheit bedient. Hier ein verminderter Akkord weniger, dort anklagende Zeilen gegen Bro-Pathos und Hedonistengetröte ausgetauscht und schon könnten Es war Mord auch beim Grillfest des Die-Toten-Hosen-Fanclubs, Chapter Bad Fallingbostel abräumen. Und genau in dieser Verweigerung liegt ihre Kunst. Das Gift siegt, die Trübsal wird in den Rinnstein betreten und über der Pissrinne der 24/7-Kneipe stehen die wahren Weisheiten des Lebens an die Wand geschrieben. Das ist Nieselregen-Punk, so grau und klamm wie ein Novembertag im Containerhafen. Manchmal gehts einem einfach viel zu gut!