Esben And The Witch
Wash The Sins Not Only The Face
Text: Markus Hockenbrink
Man soll den Tag nicht vor dem Textblatt loben. Menschen, die für Rockmusik keine Worte brauchen, geraten bei dieser Band ins Hintertreffen. Klar: gut, dass sie nicht auf Portugiesisch singen. Gut auch, dass das englische Trio jeden Versuch unternimmt, seinen Galopp durch den Dornenwald mit einem herkömmlichen Rockinstrumentarium erfahrbar zu machen. Die Texte sollte man trotzdem besser mit der Lupe lesen, denn sie sind der ganze Stolz von Frontfrau Rachel Davies. Davies ist die Person, die statt Freddy Kruger in deinen Träumen auftaucht, falls man es wagen sollte, während “Wash The Sins” einzunicken. Die Gefahr ist natürlich gering. Gleich der Opener “Iceland Spar” macht deutlich, dass es von Flaute zu Orkan zu Havarie drei kurze Sekundenschritte sind, dass man auf den eigenen Füßen auch nicht sicherer steht als auf einem lecken Dampfer, und dass das Leben generell ein Reinfall ist. Is that an answer/ Or is this an echo?, heißt es in “The Fall Of Glorieta Mountain”, Davies Stimme suggeriert Zweiteres, und der Trost ist so fern wie der Hafen von Honolulu. Sicherlich fällt nicht jeder auf die hypnotischen Momente der Musik herein, die einen per Schlagzeug-Gelee ins neblige Dickicht abtransportieren, zur Klangtapete taugen Esben aber nach wie vor nicht. Vielleicht ist Davies Stimme ein bisschen zu niedlich für die chronische Gänsehaut und die Musik ein bisschen zu Ambient für eine Herzattacke, aber dafür versteht das Trio den Reiz des Unmöglichen: I know the distance lends enchantment to the view.
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