Wer zufällig eine Checklist für uncoole Dinge zur Hand hat, wird aus dem Häkchenmachen jetzt gar nicht mehr herauskommen: Uferlose Jam-Sessions! Echte Blockflöten! Und Haare, einfach überall! Es kommt einem vor, als hätte jemand einen alten Kleiderschrank aus den 70ern aufgemacht – und dann saßen da plötzlich Espers drin. Ohne Idee von Zeit und Raum, selbstvergessen vor sich her musizierend. Ein Kerl und zwei Frauen, ausgehfertig für Woodstock aufgetakelt, mit alten Fairport Convention-Platten im Kopf und unbedingtem Forscherdrang im Sinn. Geradezu harmlos fängt ihr Debütalbum an, mit “Flowery Noontide” und traditionsbewusstem Folk. Danach aber entfernt es sich Song für Song immer weiter aus allen geregelten Bahnen. In “Meadow” klingen Geigen und Cello nach dem letzten Moment, bevor das Gewitter losbricht. Im nervösen “Voices” kriecht einem diese Unheil verkündende Stimmung dann langsam den Rücken hoch. Und mit “Hearts & Daggers” erreicht das Album schließlich zur Mitte seinen Höhepunkt, windet sich lustvoll im Gitarrenfeedback und braucht beinahe neun Minuten, um ein Ende für diesen vorzüglichen Unfug zu finden. Der folgende Abstieg ist natürlich ebenso steinig. Voller Hindernisse und Unwegsamkeiten, nicht nur für Menschen, die jeden Hippie schon aus Prinzip gern ans Kreuz nageln würden. Aber irgendwie kriegen Espers es eben doch hin, die Sache spannend zu halten. Mit diesen Menschen macht sogar Bergsteigen Spaß.