Von Everlasts Country-Folk-Alias “Whitey Ford” ist nur noch ein Geist übrig. Der Rest bounct satt durch dicke HipHop-Beats.
Liebe und Krieg – so gegensätzlich diese Themen sind, bestimmen sie doch das Album.
Denn Eric Schrody hat die Liebe gefunden, einerseits; andererseits wird der Mann in
seinen Enddreißigern langsam erwachsen und entdeckt die politischen Themen. Und dort
vor allem die Sinnlosigkeit des Krieges, die ihn als Thema nicht mehr loslässt. Ja, Everlast hat was zu sagen, und das tut er in deutlichen, versiert gesetzten Worten. Zudem sind seit seinem letzten Album vier Jahre vergangen, in denen er sich neu bestimmt und unter anderem an der HipHop-Supergroup La Coka Nostra mitgewirkt hat. All
das hört man seinem neuen Album an: Es ist sein HipHop-lastigstes seit seiner
House-Of-Pain-Zeit. Exemplarisch für die neue Mischung aus alt und neu ist “Folsom
Prison Blues”: Über das gesampelte Gerüst des Cypress-Hill-Hits “Insane In The Brain”
hetzen Westerngitarren, während Everlast in der Strophe rappt wie ein Irrer, um dann im
Refrain in einem angenehmen Singalong aufzugehen. Von solch gegensätzlichen Polen lebt
auch dieses Album – und führt dazu, dass man diese Platte als vielleicht nicht seine
beste, sicher aber seine spannendste und abwechslungsreichste bezeichnen muss. Den Fan
von früher und heute wird’s beglücken – erhält er doch das Beste aus beiden
Everlast-Welten in nahezu perfekter Qualität.
9/12 sascha krüger
Alte Zeiten hin, House Of Pain her – gegenwärtig lässt einen Everlast nicht vor Freude umher, sondern vor Schmerzen davon springen.
Und daran ist nicht nur diese unerträgliche Coverversion schuld, die uns der zum Islam
konvertierte Musiker gleich an zweiter Stelle serviert. Doch dazu gleich mehr, denn
zuvor läuten Fanfaren das fünfte Soloalbum von Erik Schrody ein. Dödödödödödödödö –
hier ist er, der Typ vom Cover mit Poser-Sonnenbrille, eisenharter Miene und Stimme,
dessen Kopf vor unzähligen arabischen Schriftzügen seiner selbst platziert ist. “I
think I would, if I could kill the emperor”, singt er gleich zu Beginn und wettert mit
einem plakativen “Fuck” gegen die New York Times, den Fernsehsender CNN und andere
Bösewichte. Das Traurigste daran: Er ist wohl nicht mal im Unrecht. Verdammt traurig
bleibt es auch im Anschluss. Everlast versucht sich an einem Mash-up aus Cypress Hills
“Insane In The Brain” und Johnny Cashs “Folsom Prison Blues”. Ja, Sie haben richtig
gelesen. Titel und Text stammen von Cash, die Samples von Cypress Hill und der verquere
Gesang von dem Typen mit der Sonnenbrille. Eine Schande für beide Originale. Was
Everlast bei den 14 folgenden Tracks abliefert, bleibt klischeehaft und musikalisch
uninspiriert. Whitey Ford wirkt nur noch wie ein Schatten seiner selbst, der den Blues
höchstens noch säuselt.
3/12 matthias möde
weitere Platten
Whitey Ford's House Of Pain
VÖ: 07.09.2018
Songs Of The Ungrateful Living
VÖ: 24.02.2012
White Trash Beautiful
VÖ: 24.05.2004
Eat At Whiteys
VÖ: 16.10.2000
Today (Minialbum)
VÖ: 20.11.1999
Whitey Ford Sings The Blues
VÖ: 07.05.1999