Every Time I Die
Gutter Phenomenon
Text: Philipp Welsing
Wie die fiese Skulptur im Artwork – eine Chimäre aus Schlangen, einem Adler, einem Bär und einer Gitarre –: Punk, Metal, Hardcore, Rock’n’Roll gehen bei Every Time I Die zusammen. Das klappte schon bei “Hot Damn!” hervorragend, seinerzeit mit dem Debüt von The Bronx das Nonplusultra für Schweinerocker mit Hang zu derbem Metalcore oder umgekehrt. “Hot Damn!” scheint denn auch ein paar Harte-Schiene-Promis entzückt zu haben, es gastieren Gerard Way von My Chemical Romance (“Kill The Music”, Way passt sich an, nimmt Pop zurück; herrlicher Hektik/Halftime-Brecher) und Daryl Palumbo von Glassjaw/Head Automatica (“Champing At The Bit”, komplexer Schrei-Brocken, der Hit des Albums; Palumbo fügt sich ebenfalls wunderbar ins Fleischwolf-Bild). Every Time I Die machen, was sie am besten können: auf die Kniescheibe knüppeln, bis man Knochen sieht. Hart, schmutzig, wunderbar unprollig. Zünftige Rock’n’Roll-Riffs, metallischer Hardcore, zerstückelte Lyrics. “Hey there girls, I’m a cunt / There was venom in the heart of the dagger / They found a worm in your pearls saying prayers.” Verstanden? Na eben. Aber verstörend. Ein wenig haben sie an Dreck eingebüßt, schmecken nicht mehr ganz so bitter wie vormals. Dafür haben sie so lang an ihrem höllischen Rührquirl geschraubt, bis der eine absolut homogene Masse aus ihren nicht eben leicht zu vereinbaren Zutaten gemengt hat. Perfektioniert haben sie; so leicht man das Wort mittlerweile in Rezensionen überlesen mag – hier stimmt es. Brutal, das Gutter-Phänomen. Und ebenso bravourös.
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