Kaum ein anderes Instrument trägt so schwer am musikalischen Erbe der 80er wie das Saxofon. Es wurde so oft als Synonym für Sex eingesetzt, bis es erst ein Klischee war und dann im Abseits landete – zumindest im Rock und Pop. Im Jazz ist das natürlich anders und auch im Extreme Metal hat es sich gehalten. Man höre nur bei John Zorn nach oder bei God, der Post-Metal-
Band um Justin Broadrick und Kevin Martin. Am Scharnier zwischen Jazz und Metal bewegen sich auch Ex Eye. Im Mittelpunkt der Band steht Saxofonist Colin Stetson, der schon für Künstler wie Bon Iver, TV On The Radio oder Badbadnotgood das Saxofon von der stillen Treppe geholt hat. Am Bass steht Shahzad Ismaily, der in Brooklyn das Figure-8-Studio betreibt. Dort haben Ex Eye, zu denen auch Gitarrist Toby Summerfield und Greg Fox von Liturgy gehören, ihr Debüt aufgenommen. Das besteht aus vier Stücken. Das fast vier Minuten lange “Xenolith; The Anvil” ist die Ouvertüre für drei überlange Songs. Dabei klingt “Ex Eye” wie eine Fortsetzung dessen, was Liturgy auf “The Ark Work” versucht haben. Das liegt in erster Linie natürlich an Fox, dessen Schlagzeugspiel einzigartig ist, aber auch an der Chuzpe, mit der sich Ex Eye über Genregrenzen hinwegsetzen. Das Album ist eben nicht nur Noise, nicht nur Free-Jazz oder irrwitziger Holzbläser-Metal, sondern auch ein Kommentar zur Zeit. Das musikalische Pendant zur aufgekratzten, überdrehten und überhitzten Verfassung der Welt. Und nicht zuletzt eine Liebeserklärung an ein Instrument, das zugleich lieblich, sexy, bedrohlich und dreckig klingen kann.