Eyes
Congratulations
Eigentlich kann Metalcore nichts für die dutzenden Schema-F-Bands, die ihn jahrelang dominiert haben. Satte Produktion und aus dem Metal entwendete Gitarrenskalen sowie Groove und Galligkeit aus dem Hardcore klingen in Kombination zeitlos. “Congratulations” hätte sich auch Anfang der 00er Jahre keinen Platz am Tisch gesucht, sondern ihn einmal ordentlich durchgetreten. So erinnert das noisige Stakkato von “Dull Boy” an Drive Like Jehu, das Riffing im Mittelteil und der sumpfige Breakdown passen hingegen zum metallischen Stammbaum des Genres. Der Titelsong klingt mehr wie eine Verbeugung in Richtung des Noisepunks von Metz, kombiniert mit dem kehligen Gekeife von Bands wie Johnny Truant oder The Hope Conspiracy und einem dichteren Gitarrensound. Das Chaos, der Krach, die deutlich spürbare Wut ist bei den Themen der Platte verständlich, geht es doch um die Hoffnungslosigkeit angesichts einer unsicheren Zukunft für alle außer den Reichsten der Reichen. Trotzdem hätte man die Wucht ein wenig zurückschrauben und dafür mehr musikalische Varianz in den wilden Mix injizieren können. Aber egal, ob das Pulverfass, auf dem wir sitzen, die Welt in den Abgrund reißt oder Platz für neue Ideen freisprengt: “Congratulations” wäre sowohl für die Weltrevolution als auch den flammenden Untergang ein passender Soundtrack.
Das steckt drin: Drive Like Jehu, The Hope Conspiracy, Pissed Jeans
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Underperformer
VÖ: 25.09.2020