Ezra Furman
Transangelic Exodus
Text: Christian Wiensgol
Ohne Frage hat der immer noch junge Furman mit seinem Doo-Wop-infizierten Indiegenie bereits einiges Meisterhaftes abgeliefert, aber “Transangelic Exodus” legt nahe, dass er erst mit dem vierten Soloalbum so richtig Fahrt aufnimmt – und das im wörtlichen Sinn. Furman erzählt die Geschichte eines männlichen Liebespaars auf der Flucht, einer von ihnen ist ein Engel nach der Flügel-OP, was ihn in dieser realitätsnahen Dystopie zu einem Illegalen macht. Die bandagierten Flügel stoßen die Tür für die Nebenschauplätze Transgender und Religion auf. Die ständige Bewegung, die diesem Szenario innewohnt, steht dem rastlosen Furman ausgezeichnet. Wenn er in “Suck The Blood From My Wound” denkbar unvermittelt und sonderbar ins Geschehen führt, klingt es, als würden Beck und Tom Waits sich an einem Springsteen-Song ergötzen. Was für ein Einstieg! Danach lotet Furman die Grenzen seines Songwritings weiter aus. In “God Lifts Up The Lowly” stellt er seinen hoffnungslos hoffnungsvollen Protagonisten einzig ein trauriges Cello zur Seite und beendet den Song auf Hebräisch. “Psalm 151” sucht zwar Halt im Himmel, begibt sich aber musikalisch in Pink-Floydsche Galaxien. In keinem dieser Momente ist “Transangelic Exodus” reiner Selbstzweck. Der famose Opener oder das zappelnde “Maraschino-Red Dress $8.99 At Goodwill” sind auch ohne Kontext verquere Indie-Hits. Aber Furmans Texte sind zu pointiert, das Geschehen zu gut inszeniert, um sich diesen zwischen Angst und Aufbruch pendelnden Beitrag zu einem bunten Amerika entgehen zu lassen.
weitere Platten
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