Denn Verfall, Schönheit und schlaflose Entrücktheit bilden nicht nur die Schnittmenge des Schaffens dieses Trios aus Chicago, sie sind das Rost-Tattoo auf dem hier besungenen, urbanen Selbstverständnis. Alles ist von abweisender SchroAeit und atmet doch ein flirrendes, fast verzweifeltes Freiheitsstreben, auch und gerade in der Schwere. Alianna Kalabas zerrender, klagender Bass, der sich wie ein Leviathan aus Wärme und Schwärze um Noah Legers Schlagzeugfiguren windet, bildet dabei den Massestrudel im Zentrum. Ihn nährt Gitarrist und Sänger Brian Case mit mehr Geräusch als Melodie oder gar Riffing. So entsteht ein schlingender
Groove aus an- und abschwellendem, von Synthie-Scherben zerstochenem Noise, über dem er seine frei assoziierten Texte mit Spoken-Word-Nonchalance rezitiert. Das strukturierte “Strawberry Cough” stellt noch den Höhepunkt an Zugänglichkeit dar. Der Gegenpol dazu findet sich im folgenden “Alone Without”, das wie ein Monolith der Bedrohung im Herzen eines Albums schlägt, das zu lieben Hingabe erfordert, und den Willen, das Abseitige zu umarmen. “Stronger than your medicine/ Songs you thought had beauty/ They pale like dead men”, raunt Case im Titelsong und erfasst damit so prätentiös wie nackt den Blick, den Facs auf die Dinge werfen. Alles atmet, alles ist Leben – und dann nicht mehr.
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VÖ: 07.02.2025
Still Life In Decay (EP)
VÖ: 07.04.2023