Failure
In The Future Your Body Will Be The Furthest Thing From Your Mind
Trent Reznors Idee von mehreren einzeln veröffentlichten EPs gefällt Failure so gut, dass sie noch einen draufsetzen. März, Mai, September – 2018 verteilten die Alternative-Rock-Veteranen alle paar Monate eine weitere ihrer EPs “In The Future”, “Your Body Will Be” und “The Furthest Thing”. Jeweils drei Songs und eine der bekannten Segues, nach der bisherigen Logik beginnend mit “Segue 10”. An die Zusammenfassung sind nun vier neue Songs angehängt. Die so entstandene Sammlung, exklusiv auf dem Crowdfunding-Portal Pledgemusic erhältlich, ist mit insgesamt 16 Stücken recht lang und wechselvoll geraten: Allein im ersten Viertel stehen nach dem lockeren Nine Inch Nails-Groove von “Dark Speed” bandtypisches Midtempo in “Paralytic Flow” und die halbakustische Ballade “Pennies”. Woraufhin “Segue 10” in die nächste kurzweilige Songkette führt. Die enthält mit “Solar Eyes” die größte, wenn auch bei weitem nicht einzige songschreiberische Glanztat. Aus dem bislang unbekannten Material ragt besonders der Abschluss “The Pineal Electrorate” heraus, eine siebenminütige Verbeugung vor den Beatles und so ziemlich allen artverwandten Kollegen der 90er, drückend und spacig und mitunter in Störgeräuschen badend. “In The Future Your Body Will Be The Furthest Thing From Your Mind” ist vielleicht kein Album im traditionellen Sinn, macht aber klar, dass Failure auch nach ihrer Reunion imstande sind, einnehmende Platten von Belang aufzunehmen – ganz im Gegensatz zu schwächelnden Kandidaten wie Alice In Chains.
8/12 Martin Burger
Failure machen sich zum Sklaven ihrer Veröffentlichungsstrategie. So bleibt das Album unter seinen Möglichkeiten. Die Idee war weder neu noch schlecht – Ash oder die Pixies waren prominente Pioniere der Methode: Um ihre Musik unmittelbarer an den Fan zu bringen, hatten Failure die Songs ihres fünften Albums bündelweise veröffentlicht, mehr oder weniger direkt nach den jeweiligen Aufnahmen und im Abstand einiger Monate. Jetzt also sollen diese EPs eine propere LP ergeben (ergänzt um einige Stücke), und damit fangen die Probleme an: Eine nachträgliche Korrektur verbietet sich nach diesem Vorgehen, alles muss im Vorfeld minutiös geplant und unumstößlich definiert sein. Spontaneität siegt? Bei Failure nicht. Gut möglich, dass die Band den neuen Weg durchaus als befreiend empfunden hat; ein Album, das im äußersten Fall bis zur Übergabe ans Presswerk verhandelbar bleibt, kann in den Wahnsinn treiben. Zugleich hört man “In The Future Your Body Will Be The Furthest Thing From Your Mind” sein wenig organisches Wachstum an: Failure deklinieren ihren immer schon eklektischen Alternative Rock nach allen Regeln der Kunst durch, mal bis in düstere Soul-Gefilde, mal bis an die Grenze zur Avantgarde. Das alles ist für sich gut gelungen und wirft in den besten Momenten starke Songs ab. Nur als Album funktioniert es nicht, es ist eine gute (und wahnsinnig gut klingende) Compilation. Wenig wächst wirklich zusammen auf “In The Future Your Body Will Be The Furthest Thing From Your Mind”. Das ist – in einem Wort – Verschwendung. Man kann es nur bedauern.
5/12 Jonas Grabosch
weitere Platten
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Magnified
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