Erst mal ein Lob für die Optik. Das an alten Gruselstreifen orientierte Artwork ist ästhetisch konsequent und schick. Anders als sein Inhalt, bei dem man sich manchmal fragt, wie viele Konzessionen solche Profis machen oder ob es wieder nur an uns Berufsnörglern liegt, dass wir so einiges albern finden. Die beiden Singles “Ernten was wir säen” und “Einfach sein” etwa, die textlich zwar recht gelungen die typische Selbst- und Lebensreflexion der Vier auffahren, musikalisch aber als Megavier ohne Härte und nur beim ersten Hören origineller Rustikalbeat zu Grönemeyer-Refrain zu vordergründig sind und sich schnell abnutzen. Ebenfalls ein wenig ärgerlich ist die Tendenz, ein paar Standardformate immer wieder neu aufzuwärmen, namentlich den “Populär”-Haudrauf-Rap und das spirituelle Mantra Thomas Ds, das bei “Lektionen in Demut” noch eindringlich war, mittlerweile aber zur Pose verkommt. Doch es gibt auch richtige Meisterstücke: “Nikki war nie weg” zum Beispiel, ein verschleppter, harter Track mit reduzierten, arschcoolen Bläsern und einem skurrilen Text, bei dem die Form mit dem Inhalt jongliert. Ein Stück, das auch Kinderzimmer Productions gut gestanden hätte. Auch der Titeltrack hat musikalisch wie inhaltlich diese leicht abseitige künstlerische Chuzpe, zu der selbst Beuys durch sein Atelier tanzen würde. Und der Ausstieg “Was bleibt” mit Max Herre ist eines der berührendsten Beziehungsende-Lieder, die in den letzten Jahren in diesem Land verfasst wurden.
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