Irre oder genial? Visionär oder völlig belanglos? Musikalischer Terrorismus oder längst überfälliger Anschlag auf die vom Kommerz abgestumpften Sinnesorgane? Manchmal liegen dazwischen nur Millimeter, und genau dieses Nadelöhr beherrschen Ex-Faith No More-Stimmakrobat Mike Patton, Buzz Osbourne (git.; Melvins), Dave Lombardo (dr.; Ex-Slayer, Grip Inc.) und Trevor Dunn (b.; Mr. Bungle) wie niemand sonst. Glich ihr Debüt mit seinen 30 (!) fragmentarischen Krach-Attacken einem wild durchgeblätterten, grellbunten Comic, so vergreift sich das Quartett diesmal mit diabolischem Grinsen auf den Lippen an Filmmusik-Klassikern, die größtenteils dem Horror-Genre entstammen. Dabei wurden die 16 u.a. von Größen wie Henry Mancini, Ennio Morricone oder Jerry Goldsmith komponierten Tracks bis aufs Gerüst seziert und völlig neu interpretiert. Mit schier unbeschreiblicher Akkuratesse beschwören Fantômas eine Atmosphäre zwischen luzider Beklemmung, Sakral-Bombast und brutalstem Trash-Ausbruch herauf, die dem Hörer zweifellos einiges an Offenheit abverlangt. Dann jedoch belohnen Höhepunkte wie das frankophile, an Mr. Bungle erinnernde “The Godfather”, “Rosemary’s Baby” (mit Patton als psychotisch raunendem Wiegenlied-Onkel!) oder das sinistre “Cape Fear” mit Suspense vom Intensivsten. Überraschungen lauern hinter jeder Schlossmauer: So zieht “Twin Peaks: Fire Walk With Me” seinen Reiz aus triphoppigen Loop-Schlaufen, während das beschwingt stampfende “Spider Baby” trotz aller Weirdness geradezu eingängig daher kommt. Spätestens beim lateinisch intonierten “The Omen – Ave Satani” aber – mit schwerer Kirchenorgel und anschließendem Highspeed-Gemetzel – will man sich nur noch unter der Bettdecke verkriechen. Eine Delikatesse, allerdings nur für Leute ohne Ressentiments gegen tonale Absurditäten. Der Rest dürfte Ausreiseanträge stellen…