Was früher noch als Rezept aus Spaß und Anarchie einen fetten Kessel Buntes versprach, erstarrt mit diesem “etwas Dreckigem” zu zähen Klößen mit Kraut. Dabei sind es ja seit Jahren schon nicht mehr wirklich Faust, die sich hier anschicken, ihre eigene Legende auszuschlachten. Keyboarder Hans-Joachim Irmler schwebt in anderen Sphären und Kollaborationen des Klangbad-Labels. Es verbleiben als originale Mitglieder Jean-Hervé Peron und Zappi Diermaier, verstärkt durch die Faust-Fans James Johnson (Gallon Drunk, The Bad Seeds) und Geraldine Swayne. Und obwohl es niemand offen sagen würde (es geht hier schließlich um Ikonen): In dieser Konstellation kann beim besten Willen nicht mehr als Selbstzitat und business as usual entstehen. “Something Dirty” trotzdem als “Meilenstein” in Fausts Oeuvre verkaufen zu wollen, grenzt an eine Frechheit. Ich gönne jedem der kreativen Köpfe hinter diesem Album den Spaß und all die mystischen Momente, die der Aufnahmeprozess ihnen beschert hat. Aber bitte: Machen wir aus dieser Randnotiz im großen Buch des Krautrock keinen rosa Elefanten. Nicht die viel beschworene Experimentierlust, sondern Konventionalität (nahe an gut abgehangenem Psychedelic Rock) und verqualmte Langeweile, die Songs wie “Lost The Signal” oder “La Sole Dorée” durchdringt, machen das Album schwer hörbar. Wenn Aufregung versucht, sich Bahn zu brechen, tut sie das schmerzlich kurz, wie im zweiminütigen “Pythagoras” oder dem zerfahrenen “Whet”. Gäbe es nicht die improvisatorischen Blindflüge “Dampfauslass I & II”, würde dieses Faust-Album überhaupt keinen Eindruck hinterlassen.
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