Fazerdaze
Soft Power
Das nun veröffentlichte zweite Album “Soft Power” ist nicht nur atmosphärisch ein großer Schritt raus aus ihrem bisherigen Schaffen, sondern reflektiert auch eine persönliche und künstlerische Transformation. Diese musikalische und künstlerische Wandel kündigte sich schon auf der “Break!”-EP 2022 an. Auch auf “Soft Power” verlässt die Neuseeländerin gewohntes Terrain und verbindet Gegensätzliches: Weichheit trifft auf Härte, intime Atmosphäre auf produktionstechnische Weite.
Murray verriet neulich in einem Interview, “den größtmöglichen Sound” zu wählen, um sich nicht mehr “klein” zu fühlen. So entsteht ein großer Raum in glitzernder Dunkelheit, in dem sich schwelgerische Melodien und satte Sounds abwechseln. Musikalisch öffnet “Soft Power” die Fenster und lässt frischen Wind ins Dreampop-Schlafzimmer. Spurenelemente von College Rock und Indiepop machen manche Songs im Kern zu knallbunten Hits, die angesichts der vielschichtigen Ästhetik nicht ins Beliebige abbiegen, sondern für sich und die neu gewonnene Stärke stehen.
Der leicht schattige Dreampop-Hit “Bigger” steht für die Verbindung zwischen Weichheit und Stärke wie kaum ein anderer Song der Platte. Im Refrain kippt ein Synthie-gesättigtes Soundgebirge um ein Haar ins Noisige. Auch “Dancing Years” ist zunächst leichtfüßiger Uptempo-Indiepop, der aber mit hyperaktiven, leicht übersteuerten Drums einen eigenen Drive entfaltet. Generell ist das Schlagzeug auf “Soft Power” gerne in den Hintergrund gemischt, aber nichtsdestotrotz virtuos und eigen gestaltet, so dass es den Songs zusätzlichen Tiefgang und Kreativität verleiht. Auch das abschließende “City Glitter”, eine Hymne an die Nacht in der Stadt mit im Refrain erhebenden Gesangslinien, die jeden Stadtbeton erweichen können, verfolgt dieses Prinzip.
Der melodiösen Leichtigkeit der Songs hängt Fazerdaze jedoch immer wieder ein paar Gewichte um, vielleicht auch um den organischen Weg des Wachstums zu verstetigen. Hier geht es bei allem Funkeln offensichtlich nicht um den maximalen Effekt, sondern um eine künstlerische Weiterentwicklung. Wohin die führt, bleibt spannend. Womöglich in noch größere Räume, denn den Kern von “Soft Power” bildet eine Anschlussfähigkeit, die in Ansätzen bereits den Ansprüchen des Mainstreampops genügen dürfte. Die Balance zu halten, scheint Fazerdaze auf “Soft Power” jedenfalls wichtig zu sein, und es gelingt ihr auf beeindruckende Art und Weise.
Das steckt drin: Broadcast, Ethel Cain, Tame Impala