Als aus dem Soloprojekt von Laena Geronimo ein Quartett wird, taufen sie es Feels, weil die Band fortan in ihrer Musik nur noch auf ihr (Bauch-)Gefühl hören will. Ihr Debüt nehmen Feels an einem Tag auf, damit weder sie noch ihr Produzent Ty Segall die Chance haben, über die neun ungestümen Punk-Songs von Feels nachzudenken. Drei Jahre später müssten sich die vier strenggenommen umbenennen, denn der Nachfolger “Post Earth” klingt zwar nicht emotionslos, aber doch verkopft – gemessen an den Maßstäben der Band. Dem mehrstimmigen und kompliziert verschlungenen Harmoniegesang von “Awful Need” hört man an, dass nicht nur Herz, sondern auch Hirn am Songwriting beteiligt war. Auf ihrem Debüt hätten Feels die Euphorie des unisono herausgebrüllten Refrains von “Find A Way” sicher nicht mit diszipliniertbeherrschten Strophen immer wieder ausgebremst. Dieser Kontrast zeichnet viele Songs auf “Post Earth” aus, etwa wenn Schlagzeug und Bass in “Last Chance” einen stoisch marschierenden Post-Punk-Beat vorlegen, gegen dessen emotionslose Kälte Gesang und Gitarre ankämpfen. Es gibt aber auch Momente auf dem zweiten Album, in denen wieder der Bauch entscheiden darf, etwa im chaotischen “Deconstructed”, in dem jeder der Musiker machen darf, wonach ihm gerade ist, und Geronimo, Gitarristin Shannon Lay, Bassistin Amy Allen und Schlagzeuger Michael Perry Rudes wild durcheinander brüllen und spielen. Außerdem ist es nach wie vor nicht die in der Popkultur oft thematisierte Liebe, sondern vor allem (politische) Wut, von der sich Feels in solchen Momenten leiten lassen.
weitere Platten
Subversive Reaction (EP)
VÖ: 22.07.2021