Ohne an dieser Stelle ein Seminar über die Wellenbewegung von gesellschaftlicher Entwicklung abhalten zu wollen, wage ich zu behaupten, dass Fehlfarben mit “Xenophonie” ein Abbild sozialer Unzufriedenheit in die unvorbereitete Öffentlichkeit hineinballern. Was auf “Monarchie und Alltag” “Die Gegenwart ist auch nicht berauschend/ Zu viele Leute, die mich belauschen/ Ich weiß noch nicht, wer ich bin /Radio zu hören, das macht keinen Sinn” hieß, findet 2012 in “Das erklärt’s doch nicht” sein Echo: “Zwischen Himmel und Hölle kein Unterschied/ Unterschichtenfernsehen, das erklärt’s doch nicht”. Diese Echos sind nicht gewollt, sondern den beschissenen Umständen entnommen. Dass die übermächtige Präsenz des Wortes aus “Xenophonie” kein Text-mit-Musik-Album macht, ist den Ideen der Teams Pyrolator/Fenstermacher und Jahnke/Kemner geschuldet, die von der Perkussionistin Saskia von Kitzing zusammengehalten werden. Die Direktheit der Songs wurde in Liveaufnahmen von Moses Schneider im Berliner Hansastudio eingefangen. Und so ist es eine Freude, der Band beim Durchschreiten der eigenen Geschichte zuzuhören. Wenn im Refrain von “Bundesagentur” ein womöglich unbewusstes Zitat von Rheingolds “International” aufflammt. Oder einem bewusst wird, dass das finale “Herbstwind” den Bogen zu La Düsseldorf schlägt. Fehlfarben funktionieren heute mit derselben Dringlichkeit, die man ihnen immer bescheinigte. Nach über 30 Jahren kann man getrost behaupten, dass die Musikjournalisten in diesem Punkt endlich einmal richtig lagen.
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