“Wir sind zurück in unserer Stadt und scheißen vor eure Burschenschaft” – diesen Satz im Opener von “Sturm & Dreck” möchte man sich direkt einrahmen lassen. Und so geht es munter weiter: “Ich kann immer noch nicht singn und spiel jetzt bei Rock am Ring” (“Alles auf Rausch”), ist nicht nur faktisch korrekt, sondern zeigt auch den selbstironischen Umgang von Feine Sahne Fischfilet mit ihrem seltsamen Status, den sie erlangten, als sie ins Visier des Verfassungsschutz gerieten. Die Band aus Mecklenburg-Vorpommern nimmt die Einladung gerne an, vom Mainstream als Vorzeigeaktivisten gegen Rechts präsentiert zu werden, spielt ihren Underdog-Status aber weiterhin aus. Und wie könnte man die Erwartungshaltung besser unterlaufen als mit Ska-Punk und Säuferhymnen, den beiden großen Feinden der links-intellektuellen Stilkritik? Auch hier gilt: Wer nicht richtig hinhört, hat wieder mal nichts kapiert. Denn natürlich wird auch diese Attitüde immer wieder gebrochen, etwa mit dem großartigen “Zuhause” (“Zuhause heißt, wenn dein Herz nicht mehr so schreit”) oder mit “Ich mag kein Alkohol” (“Wer zuviel feiert, der ist auch viel zu oft allein”), dem melancholisch-wuchtigen “Wo niemals Ebbe ist” und der Ode an die Eltern(!) “Niemand wie ihr”. Feine Sahne Fischfilet haben es nicht nötig, sich mit plakativen Slogans als Antifaschisten oder Systemkritiker zu inszenieren, weil sie diese Einstellung jederzeit mit Leib und Seele verkörpern. Merke: Punk ist immer das, was man daraus macht!
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