Fenne Lily
Big Picture
Eine magische Sogwirkung hatte die leicht rauchige Stimme von Fenne Lily schon auf ihren ersten beiden Alben, “On Hold” (2018) und “Breach” (2020), etwa wenn sie trauernd zurückblickte oder ihre Einsamkeit in Berlin besang. Der zugleich unaufgeregt brüchige und tiefschürfende Gesang der im englischen Dorset geborenen Singer/Songwriterin hält auch das neue, live aufgenommene Album zusammen, das einen auffällig warmen Sound hat und die 26-Jährige größtenteils während der (Corona-)Einsamkeit in ihrer Wohnung in Bristol schrieb. Diese heimelige Melancholie und die Auseinandersetzung mit der Welt draußen und den Menschen, die man liebt(e), hört man vielen Songs auf “Big Picture” an. Sei es das am Ende versöhnliche “Dawncolored Horse” – “So it’s alright, I can be a shoulder/ I can be a way out of it all” – mit seinem unaufgeregten Schlagzeug und den perfekt eingewobenen, aufbauenden Gitarrenlinien oder das herausragende “Lights Light Up”. Ein emotionales Meisterwerk, das vom fließenden Zusammenspiel der Gitarren getragen wird und die Höhen und Tiefen einer Beziehung, das Leben, den Tod und alles dazwischen wunderbar tröstlich reflektiert. Auch wenn es sich um die wohl am häufigsten besungenen Themen aller Zeiten handelt – hier sind sie trotzdem besonders, weil man Lily jedes einzelne Wort abnimmt.
Das steckt drin: Phoebe Bridgers, Boygenius, The Weakerthans