Einem solchen Debüt folgt oft schon das Meisterwerk, haben wir vor drei Jahren über das Debüt von Fews geschrieben. Nun, man muss auch irren können: “Into Red” ist nicht der ganz große Wurf, den “Means” von 2016 erwarten ließ – aber auch nicht wesentlich schwächer ausgefallen. Das schwedisch-amerikanische Bandprojekt um David Lomelino (den Schweden) und Fred Rundqvist (den Amerikaner) hat seinen elaborierten Indierock zwischen Motorik-Beats, Shoegaze-Gitarren und Post-Punk-Sprödigkeit nochmals verfeinert und in die Breite gebaut. Das ist allerdings zulasten einer gewissen Eingängigkeit geschehen, die die Fews der “Means”-Phase noch ausgezeichnet hatte und die ihnen nun abgeht: Unvermittelt ausbrechende Songs wie “Paradiso”, “Suppose” und “Anything Else” beherrschen zwar das Spiel mit der Dynamik perfekt, hinterlassen dabei aber keinen bleibenden Eindruck. Am ehesten gelingt dies noch “More Than Ever”, dessen schief betonter Titel über peitschendem Schlagzeug und einer knochentrockenen Bassline ertönt, bevor die Gitarren im Refrain aufs Ganze gehen. “Into Red” hätte mehr von solchen Songs vertragen können. Zwei Dinge macht das zweite Fews-Album trotzdem besser als das erste: Zum einen wirkt es in seiner Gänze geschlossener und folgt hörbar einer klaren Sound-Vision. Zum anderen fängt es die ungleich energischere Live-Inkarnation der Band erstmals auch auf Platte ein. Wer wir sind und was wir wollen, sieht man spätestens auf der Bühne, lautet Rundqvists Credo. So gesehen hat er mit “Into Red” alles richtig gemacht.