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    Fidlar
    Almost Free

    VÖ: 25.01.2019 | Label: Mom + Pop
    Text:
    Platte des Monats
    Fidlar - Almost Free

    “Almost Free” ist ein Witz. Aber ein verdammt guter. Und die Pointe daran: Es ist fast der gleiche, den uns Fidlar schon auf “Fidlar” und “Too” verkauft haben, nur kann ihn diesmal jeder verstehen.

    Zwei Alben lang unterhalten uns Fidlar schon bestens mit dem ältesten Taschenspielertrick des Songwritings: fröhlich dem eigenen Untergang entgegenzugehen. Mit mehr Spaß an der Freude als Zac Carper hat bislang kaum jemand über Drogenprobleme gesungen und sich über deswegen zurecht besorgte Freunde lustig gemacht. Diesen Trick wendet Carper auf “Almost Free” in Perfektion an und lacht selbst am lautesten.

    “Be Myself” etwa startet zur akustischen Gitarre mit den Zeilen “Well I’m cracking one open with the boys, by myself/ And everybody thinks that I need professional help”, dazu giggelt Carper und im Hintergrund zieht jemand an der Bong, bevor der Sänger erzählt, irgendwo aufgewacht zu sein und nicht zu wissen, wie er dort gelandet ist. Aber Fidlar haben ja noch einen weißen Hasen im Hut: schunkelnder Latin-Ska, als hätten sie beim Schreiben des Songs “How Bizarre” von OMC gehört, trifft hier auf Zeilen wie “Yeah, I started from the bottom and I’m still at the bottom/ Then I spent a night in jail turns out it wasn’t the bottom/ And I lost so many friends turned out that I was the problem.”

    “Almost Free” ist aufgebaut wie ein Mixtape, jeder neue Song nimmt einen in ein anderes Fach von Fidlars Plattensammlung mit: Das stampfende “Flake” klingt wie eine Mischung aus Queens Of The Stone Age, Arctic Monkeys und Ty Segall. “Alcohol” ist eine Hommage an den torkelnden Skatepunk von Gang Green. Der Opener “Get Off My Rock” der beste Beastie Boys-Song seit dem Tod von MCA. “Scam Likely” klaut dagegen schamlos bei The Clash ? inklusive Bläsern und Reggae-Feeling.

    Das ist natürlich alles nicht neu und für viele alles andere als originell, aber die Ernsthaftigkeit, mit der Fidlar hier an jeden einzelnen Song herangehen, zeigt deutlich, dass sie auf ihrem dritten Album zumindest musikalisch keinen Spaß verstehen. Dazu passt, dass der Titelsong ein Instrumental ist ? ein Witz, haha, aber mit maximaler Ernsthaftigkeit erzählt. Zudem haben Fidlar das Geröll aus Fahrig- und Schlampigkeit beiseitegelassen, das die beiden Vorgänger prägte, und sich die Freiheit genommen, ein Album voller Hits zu schreiben. Die offensichtliche Single inklusive Gastsängerin gibt es darauf natürlich auch: In “Called You Twice” teilt sich Carper den Gesang mit K. Flay, gemeinsam drehen sie zugleich “Call Me Maybe” weiter und machen sich über “I’m Gonna Be (500 Miles)” von The Proclaimers lustig. Spätestens beim zweiten Mal singt man voller Inbrunst die klischeehaften Zeilen des Refrains mit: “I never meant to call you/ but then I went and called you twice”.

    Den besten Witz hebt sich Carper aber für “Too Real” auf: Hier wird er auf einmal ganz ernsthaft und klagt sich und seine Generation an, allzu gerne die Augen vor der Realität zu verschließen. Das ist genau der Schritt weiter, den Fidlar auf “Almost Free” in jedem Song gehen. So gut war diese Band noch nie. Kein Witz.

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    Surviving The Dream

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